Touched in Hamburg
Die Autorin und Regisseurin Denise Stellmann beschäftigt sich bereits seit zehn Jahren mit PTBS, der posttraumatischen Belastungsstörung. Dass dieses Thema nicht nur für Soldaten oder Sexarbeiterinnen, sondern auch für ihre Familien von großer Bedeutung ist, zeigt sie in ihrem neuen Werk "Touched". Erzählt wird die Geschichte einer starken Frau, die trotz ihrer traumatischen Erlebnisse Lebensmut und Zuversicht ausstrahlt.
Das Zweipersonenstück zeigt den authentischen Heilungsweg einer Kriegerin, die nicht aufgibt und den Kampf gegen PTBS gewinnen will. Die Geschichte basiert auf zwei persönlichen Geschichten aus dem Umfeld der Autorin. Ihr war es wichtig, dass die Realität der Krankheit schonungslos und realistisch gezeigt wird, dabei will sie aber auf keinen Fall in die Effekthascherei abrutschen. Und obwohl die Thematik tragisch und traurig ist, gibt es auch berührende und schöne Momente, die inspirieren und Mut machen.
Mit den beiden Darstellerinnen Ines Nieri und Cosma Dujat gelingt es der Regisseurin, die Folgen und den Heilungsverlauf der posttraumatischen Belastungsstörung eindrucksvoll zu inszenieren. Sie bedient sich dabei einmal mehr der, für sie typischen, "Stage meets Movie"-Technik. Stellmann verwendet dabei Filmeinspielungen, die die Schrecken und Traumata anschaulich und greifbar machen. Wie bereits in ihren vorigen Theaterproduktionen bringt Denise Stellmann auch bei "Touched" wieder die Geschichte einer starken Frau auf die Bühne, die ihre Heilung selbst in die Hand nimmt und den Glauben an ein Wunder nicht aufgibt.
"Touched" ist alles andere als leichte Unterhaltung. Das Stück bewegt und regt noch lange nach dem letzten Vorhang zum Nachdenken an. Die beiden Schauspielerinnen können in ihren Rollen überzeugen und die Verschmelzung vom inneren Kind mit der erwachsenen Figur perfekt veranschaulichen. Fast möchte man während des Stückes auf die Bühne gehen, um Shenna und Toni in den Arm zu nehmen. Durch schnell aufeinanderfolgende Bilder und Soundeinspielungen wird das Chaos der "anderen Welt", in der Menschen mit PTBS gefangen sind greifbar und verständlich gemacht. Selbst Zuseher, die bis dahin noch keine Erfahrung mit diesem Krankheitsbild hatten, bekommen dadurch eine Ahnung von den Folgen eines frühkindlichen Traumas.
Das Theaterstück "Touched" ist nicht nur für Menschen, die mit traumatisierten Menschen arbeiten absolut sehenswert. Es regt dazu an, sein inneres Kind zu visualisieren, es ernst zu nehmen und mit ihm zu sprechen. Doch wird man auch dazu angehalten, sich selbst im Spiegel täglich Nettes zu sagen und die Begegnungen mit Mitmenschen positiver zu gestalten. Die Selbst- und Nächstenliebe sollen den Stellenwert haben, der ihnen zusteht. Das Stück berührt jedoch nicht nur das Publikum. Wenn man sieht, dass sich die Schauspieler beim Schlussapplaus mit Tränen in den Augen verbeugen, kann man erahnen, wie intensiv die Produktion für alle Beteiligten ist.
"Touched" läuft noch bis 24. 02. 2018, immer um 20:00 Uhr im Hamburger Sprechwerk.